Kennst Du das Märchen?

Auch wenn in diesem Jahr – 2021 – das Oktoberfest aus aktuellem Anlass ausfällt, so möchte ich doch etwas sehr persönliches mit Dir teilen. Diese Geschichte ist nun schon ein paar Jahre her, aber sie ist immer aktuell.

Ich bin an einem langen Oktober-Wochenende in München bei einer Freundin gewesen. Ihre sehr schöne, neue Wohnung kannte ich bisher nicht. Sie liegt sehr ruhig, in einer wunderschönen Wohngegend am Stadtrand von München und man ist mit der U-Bahn ruck zuck mitten in der Innenstadt.

Die Reise

Am Freitag bin ich in einem sehr vollen ICE von Bremen nach München gefahren und freute mich schon im Vorfeld auf das schöne Wochenende, welches durch einen Besuch in einem der Weinzelte auf dem Oktoberfest, gekrönt werden sollte. Sorge hatte ich wegen der Lautstärke und des Getümmels auf den Wiesen. Aber ich hatte mit Ohrenstöpseln Vorsorge getroffen und war darum diesbezüglich recht entspannt.

Als ich früh am Morgen in Bremen losging, war es noch sehr kühl und somit fuhr ich im Zwiebellook gekleidet München entgegen. Dieses war mein Glück, denn ich hatte nicht bedachte, dass im Zug eine Klimaanlage ist, die bei den sehr vielen Fahrgästen natürlich auf Hochtouren lief. Zwischendurch wünschte ich mir einen Schal, den ich mir liebend gerne um den Kopf gewickelt hätte, so stark zogen mir die Lüfte um die Ohren. Ich sprach die Zugbegleitung an, ob es nicht möglich sei die Anlage etwas zu regulieren, aber das war angeblich nicht möglich. Schniefend, erschöpft und unterkühlt kam ich in München an.

Gute Nacht?

Bei meiner Freundin machten wir es uns gemütlich. Als dann die Bettzeit anstand, wurde mir klar, dass ich (bei einer zwei Zimmerwohnung) auf dem Sofa schlafen musste. Ein Ecksofa, welches auf sehr raffinierte Weise ausklappbar war. Mit Schrecken sah ich 5 Ritzen und hatte lediglich ein dünnes Laken, welches ich über diese legen konnte. Erschöpft sank ich in die Federn. „Oh je, Daunenfedern! Darauf reagiere ich doch allergisch!“ Um nicht unhöflich zu sein und um keine Umstände zu machen, sagte ich nichts und hoffte auf einen guten Nachtschlaf.

Doch leider fand ich keine Position, die mich so richtig zum Schlafen bringen konnte. Überall waren diese Ritzen zu spüren. Egal wie ich mich bettete kam ich nicht zur Ruhe. Irgendwann muss ich dann so gegen 3 Uhr morgens eingeschlafen sein. Am kommenden Morgen weckte mich meine Freundin und war über mein Aussehen erstaunt. Nicht nur dass ich unausgeschlafen wirkte, zusätzlich war noch mein ganzes Gesicht aufgequollen. „Wie siehst Du denn aus? Ich dachte, Du hast wie ein Murmeltier geschlafen!“, war die Aussage von ihr. Ich erklärte ihr, dass ich allergisch auf Daunen reagiere und dass die Ritzen mich nicht die richtige Schlafposition haben finden lassen. Zu Recht schimpfte meine Freundin mit mir. Es war absolut falsche Zurückhaltung und ich hatte in dem Moment nicht wirklich gut für mich gesorgt. Sie lief umgehend zur Nachbarin und fragte nach einem anderen Kissen. Dann bekam ich eine Steppdecke und eine Unterlage.

Tja, vielleicht fragst Du Dich, warum ich als Coach nicht gut für mich sorge?

Hmmmmm…. Diese Frage habe ich mir in dem Moment auch gestellt. Es war die Gesamtsituation und meine Erschöpfung, die mich haben so reagieren lassen. Und ab und zu müssen auch wir als „Lebensberater“ Erfahrungen buchstäblich am eigenen Leib machen. Nur so können wir wirklich nachvollziehen, wie es anderen mit ihren Befindlichkeiten geht. Es war das sprichwörtliche Lehrgeld, welches ich in dieser Nacht zuzahlen hatte.

Der Stadtbummel

Der Tag entschädigte mich dann voll und ganz. Das Wetter war traumhaft und wir konnten den Ausblick genießen, der sich uns auf der Dachterrasse eines Münchener Hotels – direkt in der Innenstadt gelegen – bot. Auch die fröhlichen Menschen und das mulitkulti war mir eine wahre Freude. Bayrische Trachten in allen Varianten boten sich mir und die Farbenpracht war wunderschön. Ich konnte unglaublich genießen und war dankbar für den wahren Luxus.

Das Oktoberfest

In der folgenden Nacht konnte ich besser schlafen, wobei ich die Ritzen immer noch leicht spürte. Nun stand das Highlight bevor. Wir machten uns am Nachmittag fertig, zogen unsere Dirndl an und fuhren mit der U-Bahn zum Oktoberfest. In meiner Handtasche natürlich die Ohrenstöpsel, die mich vor grölenden Menschen, lauter Musik und Extrembeschallung schützen sollten.

Zu meinem Erstaunen machten mir die vielen Menschen auf den Wiesen gar nicht viel aus. Ich genoss das Treiben und die Fröhlichkeit im Zelt. Wir aßen, tanzten – auch auf den Bänken – und auch ich sang lauthals mit.

Als unsere Tischzeit um war und wir unseren Platz räumen mussten, löste sich unsere Gesellschaft auf. Meine Freundin fragte mich, ob ich noch im Zelt an der Bar weiter feiern wolle, oder ob es mir zu viel sei. „Wie zu viel? … mir … nein! Lass uns weiter feiern!“, war meine Antwort. Erst in dem Moment fiel mir auf, dass sich meine Ohrenstöpsel immer noch in meiner Tasche befanden. Es war mir nichts zu viel geworden. Ich genoss das Treiben, die gute Stimmung und die tolle Musik.

Der Fokus macht den Unterschied!

Ich war voll und ganz auf gute Laune, gutes Essen, nette Gesellschaft und Feiern fokussiert, sodass ich den eigentlichen Trubel ausgeblendet hatte. Und das als wirklich sehr geräuschempfindliche Hochsensible. Klar war ich am nächsten Tag erschöpft, aber da ein Feiertag war, konnte ich mir die Ruhe und einen ausgedehnten Spaziergang am Schloss und im Grünen gönnen, bevor ich den Heimweg antrat.

Hast Du schon einmal ähnliche Situationen erlebt, wo Du hinterher völlig überrascht warst, dass Du trotz Deiner Hochsensibilität etwas ausblenden konntest, ohne dass es Dir wirklich bewusst war?

Es würde mich freuen, wenn Du mir Deine Geschichte, vielleicht per E-Mail an – info@changing-your-mind.de – schreibst!

Danke und alles Liebe für Dich,
Deine Kirsten

Du kannst meinen Blogbeitrag auch hören. zu meinem Podcast kommst Du hier: